Medienkunstkontext: Franz XAVER
The Red Thread of New Media Art: Bei dieser Auswahl der Ereignisse versucht Franz XAVER, eigene Erfahrungen mit Arbeiten aus dem STWST-Umfeld zu mischen.
Kontext Franz XAVER: Die Auswahl ist eine subjektive Sicht auf Projekte, die meinen Kunstbegriff beeinflussten. Wichtig ist eine unabhängige Sicht auf Medien, Kunst und Soziales, um die Wirkung von digitalen Informationsmedien auf unsere Gesellschaft besser einschätzen zu können. Um dies zu erreichen, geht es um raumerweiterte Skulpturen im sozialen Kontext von 1977 bis 2022. Die Erweiterung des Raumes brachte auch einen exakteren Umgang mit der Zeit. Dies geschah im Medienkunstzeitalter vor dem Internet über analoge Signale. Sie prägten Begriffe wie LIVE-Signal und ECHTZEIT in einer neuen künstlerischen Sichtweise. Die Digitalisierung erschwerte jedoch den Umgang mit diesen erweiterten Raum-Zeitkonstruktionen. Und sie bot neue Möglichkeiten einer Manipulation in der Gegenwart. Aus diesen Gründen unterscheide ich eine „Kunst mit technologischer Unterstützung“ in einen Bereich vor und einen Bereich nach dem Internet. Denn das Internet traf Mitte der 90er Jahre als WWW auf unsere Gesellschaft. Es veränderten sich viele unserer Perspektiven, wir wechselten innerhalb weniger Jahren von den Push- zu den Pullmedien.
1977
Titel:Nike, Idee: Hausrucker&Co, Foto:ORF
Eine der ersten neuen künstlerischen Perspektiven auf unseren soziokulturellen Gatsch der 70iger Jahre brachte die Architektengemeinschaft Hausrucker&CO mit der Nike am Linzer Hauptplatz.
1978
Titel:Tvind-mill, Idee: Tvind-Schule Jütland, Fotos: Jens Bludau + tvind78
Tvindschulen in Jütland zeigten die ersten funktionierende autonomen Energie-, Kunst- und Bildungsstrukturen als gesamtheitliche Lösung. Hier am Bild: Die Hippies bauten das erste moderne dreiflügelige Windrad.
1980
Titel: Stadtwerkstatt Idee: Über eine Lehrveranstaltung der Kunstuni - Wolf Sator Foto: Archiv STWST
Ein neuer gesellschaftspolitischer Ansatz im Kontext der Kunst beginnt für mich auch mit der STWST in den frühen 1980er Jahren als Wohnexperiment und Veranstaltungsort, an dem sich Kunst, Leben und Gesellschaftspolitik mischten. Foto: Archiv der STWST
1982
Titel: 7000 Eichen, Idee: Joseph Beuys, Foto: Baummapper Wikipedia
Gefestigt wurde der erweiterte Kunstbegriff von *Josef Beuys* mit seinen Stelen und Eichen (hier in der Wahlerhaeuserstr.) bei der Dokumenta7 in Kassel.
1982
Titel: Bangkok. Idee: minus delta t, Foto: Karel Dudesek
Die Gruppe - delta t (minus delta t) transportiert medienwirksam einen 5 Tonnen schweren Stein von Südengland nach Asien.
1985
Title: Wohnsituation in der STWST, Idee: Workflow STWST, Foto: Archiv STWST
Die Wohnsituation in der Stadtwerkstatt mündete 1986 in der Ausstellung „Wohnen von Sinnen“ in Düsseldorf - Kurator: Wulf Herzogenrath.
1986
Titel: Trans World Concert, Regie: Wolfgang Georgsdorf, Foto: Archiv STWST
In der STWST (Friedhofstrasse 6) fand das „Trans World Telefonkonzert“ statt. Initiator: Wolfgang Georgsdorf
1989
Titel: Neue Fliesen und Nomaden, Idee: Gotthard Wagner + STWST, Foto: Archiv STWST
Ein Pflug wird in den Boden gerammt, „um den Acker der Kultur endlich fruchtbar zu machen“. (Idee: Thomas Lehner)
1989
Titel: Automaten TV, Idee: Xaver Lehner Binder Ritter + STWST, Foto: Brucknerhaus Kohl
Mit AutomatenTV entstand bei der ars electronica die erste 3SAT-LIVE-Sendung der STWST. LIVE bedeutete, im Augenblick zu handeln. Initiatoren: Lehner, Ritter, Binder, fx
1990
Titel: Sphärenklänge Idee:fx Foto: Wolfgang Woess
APERTO - Biennale Venedig: LIVEdaten eines Wettersatelliten (Meteo4) und die projizierten LIVE-Bilder der Erde. Mit dem LIVE-Bild der Erde erweiterte sich die Skulptur räumlich bis in den Orbit.
1991
Titel:MIX Idee:STWST Foto:Ritter/Hauenschild/Max
Einladungskarte einer Ausstellung von Hauenschild-Ritter 2006, montiert in einem Fischdosendeckel. Das Motiv dieser Zeichnung stammt aus dem STWST-Projekt „Niemand ist sich seiner sicher“, eine weitere 3Sat-LIVE-Sendung. Gezeigt wird für mich hier auch der soziale Kontext des neuen Kunstbegriffs. Dieser Kontext wird hier von Max vertreten, der als soziale Randperson über ein soziales Projekt in der STWST wohnte konnte und natürlich beim Projekt mithalf.
1993
Titel: Stubnitz, Idee: Antonia, Armin, Blo u.a. Foto: fx 2017
Die Stubnitz wurde gegründet als KUNST RAUM SCHIFF. Ein autonomes Habitat. Eine künstlich geschaffene Insel, auf der Kunst nur nach den eigenen kuratorischen Regeln in einem eigenen System geschaffen wird. 1993 Eröffnungsausstellung mit Kunstlabor, fx orbitale Skulptur - Blick auf die Erde und Kunstlabor-Apparate.
1994
Titel: Die Elektronische Galerie, Idee: fx + Kunstlabor, Foto: fx,
Die elektronische Galerie von Kunstlabor(Oskar Obereder, Max Kossatz, F.E. Rakuschan, Franz XAVER) bestand aus mehreren Sichtstellen eines digitalen Netzwerks für 50 eingelandene KünstlerInnen. Die Sichtstellen waren in Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Wien aufgebaut. Das Netzwerk funktionierte mit FIDO-Technologie - „Bulletin Board System“.
Halbzeit: Sie markiert den Paradigmenwechsel, der mit dem "World Wide Web" in den Jahren 1993/94/95 ausgelöst wurde, als die Informationstechnologie in der Mitte unserer Gesellschaft ankam. Ab diesem Zeitpunkt wurden eigene Netze und Strukturen unentbehrlich, um einen unabhängigen Blick auf unsere Gesellschaft nicht zu verlieren.
1994
Titel: The Thing Idee: Wolfgang Staehle Foto: Wikipedia - Screenshot
The Thing. War eines der ersten „Bulletin Board“ Systeme„ (BBS), die KünstlerInnen einen autonomen Informationsbereich im Netz boten.
1995
Titel: Silverserver: Idee: Oskar Obereder - Clemens Zauner: Foto: Dextro
Mit Silverserver arbeitete eine KünstlerInnen- und HaeckerInnencommunity an einem Breitband-Netzwerk. Linux ersetzte propietäre Systeme. Open Commons und Hacktivism revolutionierten Kunst und Gesellschaft. Gemeinsam mit Silverserver wurden Blackbox, Public Netbase, mur.at und in der Stadtwerkstatt servus.at gegründet.
1995
Titel: T0, Idee: Konrad Becker, Foto: Kuda.org
In Wien wurde schon seit längerem an der „Public Netbase“ gearbeitet. Man beachte neben dem Stellenwert der LIVE-Signale, um die Orte räumlich zu erfassen, immer wieder das Referenzieren auf die Zeit (Gegenwart) bzw mit “-delta t„ 1982 auf die noch nicht vorhandene Gegenwart. Mit der Informationsgesellschaft ab 1996 konnte man das nicht mehr so stark beobachten.
1997
Titel: Makrolab, Idee: Marko Peljhan; Foto: Marko Peljhan
In der neuen, vernetzten Welt baute auch Marko Peljhan eine Überlebensinsel für die Kunst.
2002
Titel: Funkfeuer.at Idee: fx - Silverserver, Atnet, Foto: fx
Aus dem freien Funknetz von Silverserver entstand über „Team Teichenberg“ 2003 das Communityprojekt Funkfeuer.at, Bild: Funkfeuertreffen im Medienkunstlabor - Kunsthaus Graz.
2003
Titel: Autonomous digital Space, Idee: fx, Foto: fx
Ein Provider Independent IP-Space ermöglicht mir autonomes Arbeiten im Netz. Spaeter übernahm diesen IP-Space der Verein Halfbit.org, der das Kunstschiff Eleonore betreibt.
2004
Titel: Medienkunstlabor Data-Spind, Idee: fx, Foto: fx
Im Kunsthaus Graz wurde das Medienkunstlabor in Betrieb genommen. Ein „Data-Spind“ beherbergte 60 Server, die in der Kunst- und Hackszene aktiv waren.
2009
Titel: Eleonore, Idee: Chris Eder, Taro Knopp, fx, Foto: fx
Mit der Eleonore wurde der Wirkungsbereich der Stadtwerkstatt erneuert. In Folge kümmerte sich der Verein Halfbit.org um das Schiff. Die Eleonore wird hauptsächlich für ein KünstlerInnen-Austauschprogramm verwendet.
2012
Titel: NegEntropie Cafe, Idee: fx, Foto:fx
Das Infolab der STWST wurde gegründet. Entropie, Ludwig Boltzmann und die Informationtheorie von Shannon werden über die Begrünung im Cafe Strom thematisiert.
2018
Titel: Die Dritte Natur, Idee: fx, Foto: fx
Könnte Information ohne Zeit existieren? 2018 wurden beim Projekt From Nothing to Something zwei Ereigniskegel geschaffen. Diese zeitgleichen Ereignisse fanden in Lindabrunn und im 180 km entfernten Linz bei STWST48 statt. Sie wurden über das GPS Netzwerk synchronisiert. Über echte Zufallsgeneratoren wurde versucht, an beiden Orten die Entropie in kleinste Zeiteinheiten zu teilen und zu analysieren. Unter dritter Natur verstehen wir digitale Physik, die den Realitätsbegriff der ersten und zweiten Natur hinterfrägt.
2021
Titel: Rotting Apple, Idee: fx, Foto: fx
In Weiterführung des Projekts „Rotting Apple 1992“ werden im Abstand von 15 Minuten Bilder eines seit 1992 faulenden Apfels aufgenommen. Die Prüfsummen der vergangenen Bilder werden unveränderbar in die METAtags des aktuellen Bildes geschrieben.
2022
Titel: Gibling 2022, Idee: fx, Foto: fx
Nach 10 Jahren Gibling in Kontext einer „Medienkunst“ wird die Communitywährung 2022 mit unserer Blockchain vereint. Der Genesisblock unserer Cryptowährung Givecoin wurde 2014 erzeugt und großteils über Solarenergie erzeugt.
Für den Red Thread werden 2023 weitere Artists und Produzent:innen angefragt, ihre eigenen Arbeiten in Beziehung zu STWST-Projekten zu setzen.
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