Gespräch mit Gründungsmitgliedern der STWST

22.06.2018, Depot Wien
2018 - 39 Jahre Kunst- und Kulturschaffen in Österreich: Die Gründung der Linzer Stadtwerkstatt im Jahr 1979 verstand sich als Anstiftung zur Initiative. Gründungsmitglieder der Stadtwerkstatt - Gudrun Bielz/Medienkünstlerin, Franz Blaas/Künstler, Karin Binder/Künstlerin, Gotthard Wagner/Musiker und Kulturarbeiter und Tommy Schneider/Künstler - diskutieren mit Martin Wassermair.

Die Veranstaltung wurde von dorfTV übertragen.



In seiner Gesprächsreihe „Linzer Aufbrüche“ hat Peter Arlt auch mit STWST-Gründern und Mitstreiterinnen gesprochen. Die Interviews wurden für DorfTV produziert und sind auch dort finden: Dorf TV

Wolf Sator

Neben Design, E-Motorenentwicklung hat Wolf Sator auch die Rolle des Ermöglicher in verschiedenen Stadtentwicklungsprojekten eingenommen. Zuerst in Holland (1970-1976 Lehrauftrag an der TU Delft) dann, 1977-1980 an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Er gilt als geistiger Vater der Linzer Stadtwerkstatt. Wie es dazu kam schildert er im Gespräch mit Peter Arlt. 1982 wird er von der Gemeinde Wien angeworben und vermittelt und betreut die Übergabe von selbstverwalteten/besetzten Häusern wie Spalowskygasse 3 oder der Rosa Lila Villa.
Seit 1991 wieder vorrangig mit der Entwicklung und Erprobung von leichten Elektrofahrzeugen und
Elektrofahrräder und Roller beschäftigt.



Astrid Esslinger

Astrid Esslinger hat von 1981 bis 1986 in der Linzer Stadtwerkstatt gelebt und gearbeitet. Die damalige Publizistikstudentin und spätere Malerin hat in der Stadtwerkstatt quasi ihr Kunststudium absolviert. Der aufkeimende Feminismus war - theoretisch - auch in der Stadtwerkstatt Thema, änderte aber - laut Esslinger - nichts an der Tatsache, dass das Künstlerkollektiv eine »Boygroup« gewesen ist.



Peter Donke

1977 gründet der damals 17-jährige Peter Donke gemeinsam mit Kurt Holzinger, Christian Unger und Julius Zechner die Band Willi Warma. Aufgestachelt von der Wucht des Punk, geerdet durch die Liebe zu den Kinks, bescheren sie der Stadt Linz den Soundtrack für eine kulturelle Aufbruchsphase. Unter ihrer Regie wird das Cafe Landgraf in Urfahr zum Auftrittsort für Linzer Bands. Donke ist dabei nicht bloß Bassist, sondern prägt mit geradliniger, handlungsorientierter Art das Bewusstsein der lokalen Musikszene. Später fungiert er in ähnlicher Rolle bei der Band Dynamo Urfahr. Zuletzt arbeitete er als selbstständiger Buchhalter und pflegte mit Christine Zigon als Privatmusikanten Donke/Zigon die besseren Songs der Rock’n’Roll-, Beat- und Punkzeit. Das Gespräch zum Thema 1. Linzer Rocknacht und Gründung des Posthofs wurde am 14. April 2016 geführt. Vier Tage später verstarb Peter Donke an den Folgen eines Aneurysmas.



Thomas Steiner

Thomas Steiner ist Gründungsmitglied der Linzer Stadtwerkstatt (1979), studierte an der Hochschule für Gestaltung in Linz und an der Angewandten in Wien (Malerei, Film, Video). Im Gespräch geht es um die Gründungsphase der Stadtwerkstatt, die er relativ bald verlassen hat, um sich hochschulpolitisch zu engagieren und war auch Teil des „s'kollektiv“, die politische Plakate druckten. Mit der grafischen Umsetzung der Aussage des damaligen Linzer Bürgermeisters Hillinger zur (schlechten) Linzer Luft - „in der Sahara staubts auch“ - ein Kamel vor rauchenden Schloten, wurde dieser Spruch durch das Plakat einer breiten Öffentlichkeit bekannt und gehört heute zum des kollektiven Gedächtnis dieser Stadt.



Georg Ritter

Georg Ritter (geboren 1956) studierte Bühnenbild am Mozarteum Salzburg und visuelle Gestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Linz, der heutigen Kunstuniversität. Obwohl nicht Gründungsmitglied kann man Georg Ritter als das Urgestein der Stadtwerkstatt bezeichnen, der über Jahrzehnte die Geschicke der Stadtwerkstatt maßgeblich beeinflusst hat.
1994 ist er am Aufbau von Radio FRO beteiligt, später am Aufbau von dorfTV, der 2010 den Sendebetrieb aufgenommen hat. Daneben arbeitet Ritter seit 1989 zusammen mit dem Künstler Peter Hauenschild an großformatigen Zeichnungen.



Franz Blaas

Franz Blaas studiert von 1976 bis 1983 an der Kunsthochschule Linz und lernt in diesem Zusammenhang die MitstreiterInnen kennen mit denen er gemeinsam die Stadtwerkstatt gründet (1979). In den Anfangsjahren dieser – bis heute - berühmtesten Linzer „Off-Institution“ behält er die Übersicht und gewährt den Zusammenhalt. 1982 verlegt er seine Aktivitäten nach Wien, widmet sich verstärkt dem Malen und Zeichnen und schreibt auch einen umfangreichen „Art Roman“ (Omas kleine Erde), in dem auch anschaulich der Tohuwabou der Stadtwerkstattgründerjahre beschrieben wird. Das Gespräch beginnt meiner Lesung aus dem Roman.



Rainer Zendron

Rainer Zendron hat von 1980 - 1990 die Stadtwerkstatt mitgeprägt, seit den 90er Jahren Kurator im OK Centrum für Gegenwartskunst, Vorstandsmitglied beim Festival der Regionen sowie Hochschullehrer an der Linzer Kunstuni, wo er seit 2000 als Vizerektor tätig ist.



Attila Kosa

Ende der 70iger zieht er für 2 Jahre aufs Land und betreibt Radikalökologie bis das Geld aus. Danach geht er mit seiner Frau nach Paris und startet eine Karriere als Tänzer. Wieder zurück in Linz besiedeln die beiden die Kirchengasse 4, daraus wird 1982 der „Club Alternativ“, aber da ist Attila Kosa schon wieder ausgezogen. Später wird er langjähriger ÖH-Vorsitzender an der Linzer Kunstuni und engagiert sich in der Bildungspolitik.



Erhard Gstöttner

Erhard Gstöttner war von 1985 bis 2021 der Linzer Lokalredakteuer der OÖN und hat die 80iger als „teilnehmender Beobachter“ mitverfolgt. Zur Sprache kommen die Themen „Stadtwerkstatt“, „Linzer Luft“, die Rolle von Bürgerinitiativen für die lokale-gesellschaftspolitische Entwicklung von Linz und die damals neue Stadtregierung und deren Misstrauen gegenüber Basisinitiativen.



Franz Dobusch

Franz Dobusch war 25 Jahre Linzer Bürgermeister. Zu Beginn der 80iger Rektoratsdirektor der Kunstuniversität Linz, ab 1985 SPÖ-Gemeinderat, wird er 1988 mit 36 Jahren Bürgermeister. Mit diesem Generationenwechsel vollzieht sich auf inhaltlicher Schwenk, wodurch auch die berüchtigte Linzer Luft (endlich) zum Thema wird und Maßnahmen bei den Industriebetrieben erfolgen. Zugleich ist aber auch der Westring permanent auf der Tagesordnung, dessen Realisierung Dobusch auch heute noch befürwortet. Themen des Gesprächs sind auch die kulturelle wie soziale Entwicklung, deren Weichenstellungen zu beginn seiner Amtszeit erfolgten.