Talk Sarah Held
Residency: 19. Mai - 1. Juni 2020
Talk: 1. Juni, 11:00 Messschiff Eleonore

Sarah Helds arbeitet auf der Eleonore zu ihren Forschungsschwerpunkten: Widerständigen Bewegungen, feministisch-politischer Aktivismus, textile Handarbeit und affektive Kunstpraxen. In ihrer Residency arbeitet sie speziell an einem Sammelband, den sie mitherausgibt und an ihrer Dissertation. Neben Reflexionen und Diskurs über die unten angeschnittenen Themen hat Sarah auch spontane Arbeiten vor Ort verfertigt, deren Kunst- und Diskurspraxen ganz konkret aus dem Bergen von Schwemmholz bestand.



Die 3 Arbeitsfelder waren:

Sammelband: rechte angriffe – toxische effekte – Um|Neu|Formierungen extrem Rechter in Mode, Feminismus und Popkultur

Der Band untersucht die aktuellen Um- und Neuformierungen extrem Rechter in Mode, Feminismus und Popkultur. Was tun, wenn die etablierten Zeichen, Bildsprachen und Rhetoriken (extrem) rechter Gesinnungsgruppen nicht mehr so eindeutig zu erkennen sind, sich linker Kommunikationsguerilla-Strategien bedienen und sich auch nicht mehr klar vom Mainstream und Normcore unterscheiden lassen? 
Die Autor*innen analysieren, wie durch Moden und Styles extrem rechte Identitäten popularisiert werden, wie sich rechte Gruppierungen den Diskurs um sexuelle Gewalt gegen Frauen angeeignet haben und wie Popkultur rassistische und antifeministische Strategien normalisieren soll. Dabei zeigen sie auf, dass auch die gegenwärtigen Retro-Ästhetiken ein europaweites Erstarken des Autoritarismus widerspiegeln.

Dissertation: Subversive Threads – Kunst | Macht | Geschlecht – Textile Interventionspraxen im öffentlichen Raum als diskursive gegen sexualisierte Gewalt

Textile Handarbeit und Feminismus gelten traditionell als Oppositionspaar, ebenso werden Kunst und Craft(ing) oft als gegensätzlich verhandelt. Das evoziert zumindest der erste und oberflächliche Eindruck. Doch dringt der (wissenschaftliche) Blick tiefer in die (Forschungs)Materie ein, erweisen sich viele tradierte Wahrnehmungsmuster und Sichtweisen als fragwürdig, wenn nicht gar obsolet. Critical Crafting ist nicht nur als interventionistische Kunst von handarbeitenden Feminist*innen Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit, sondern auch als künstlerisch-aktivistische Praxis innerhalb zeitgenössischer Kunstformen. Hierbei werden die limitierten Zuschreibungen von textilen Handarbeiten und Weiblichkeit in Form von Critical Crafting als politischem Aktivismus dechiffriert. Die ephemeren künstlerischen Erzeugnisse formieren sich zum Widerstand der Dinge und agitieren im (teil)öffentlichen Raum gegen sexualisierte Gewalt und Femizide, sowie der damit verbundenen gesellschaftlichen Stigmatisierung von Betroffenen.
Die Dissertation versteht sich als feministisch-epistemologischer Beitrag zur Untersuchung kritischer Gestaltungsbewegungen, die an der Schnittstelle von materieller und visueller Kultur positioniert sind. Als Leitfigur dienen genderpolitische Kunstinterventionen zum Sichtbarmachen von Femiziden und sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen und auch als Frauen gelesenen Personen. Dabei wird die Ebene der Markierung dieser Missstände überwunden, denn neben Einschreibemechanismen für Betroffene ermöglichen die kritischen Kunstaktionen Selbstermächtigungs- und Heilungsprozesse.

Situationsbezogen: untitled
Impuls – Idee – Intention – Ironie – Imitation – Irritation – Irrelevanz – Impetus – Intuition
Was bringt mir die Traun, was mache ich damit? Was macht der Ort, Eleonore, mit mir? Welche Einflüsse und Synergien entstehen durch meine Anwesenheit und dem natürlichen Umfeld? Welche Zuschreibungen bei Geschlecht und körperlicher Arbeit?
Für das unwissende, nicht 100 Semester Kunst studierte Auge ist es vielleicht nur ein Haufen Treibholz. Dahinter steckt aber feministische Kritik am binärgeschlechtlichen normativ und den damit verbundenen körperlichen Zuschreibungen in postfordistisch organisierten Industriekulturen. Das Baumstamm-Herausziehen als Akt, mit primitiven Mitteln, steht exemplarisch für die unterschätzte weibliche Arbeitskraft. die wird ja ohnehin im aktualgeschichtlichen Kontext mal wieder kontrovers diskutiert und herabgeschätzt. Stichwort Jubeln für Reproduktionsarbeiten und gleichzeitig Mindestlohn senken, Grüße an die CDU. Ich nenne es innerlich trotzdem liebevoll Impulsholzhaufen. Work in Progress.





Alle Bilder: Sarah Held