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Der Thread von Piksel beleuchtet die DIY-Aspekte der elektronischen Kunst und greift dabei auf das 23-jährige Archiv von Piksel, seine Künstler:innen und ihre Werke zurück.
Die vorgestellten Projekte sind in verschiedene DIY-Themenbereiche unterteilt: von DIY-Radio bis DIY-Bioart, von performativem Coding bis Code-Art, von selbstzerstörerischer Hardware bis zu radikalen Netzwerken und schließlich von generativer elektronischer Literatur bis zu kritischen KI-Installationen. Kritische Kunst, Leidenschaft und Wissenschaft verschmelzen in dieser Projektliste. Es könnten noch viele weitere Künstler aufgenommen werden – beim Durchstöbern des Piksel-Archivs ist eine unglaubliche Anzahl originärer Schöpfer und relevanter Projekte zutage getreten. Es war schwierig, nur einige wenige auszuwählen. Wer mehr über die Piksel-Künstler und -Projekte erfahren möchten, kann in das Archiv unter piksel.no eintauchen.
1. Performative code.
2. DIY Radio
3. (Self)destroy(ing) machines
4. Networks politics
5. DIY Electronics.
6. Code art and electronic literature
7. DIY Bioart
8. Critical AI
Erste Filter- und Übergangs-Plugins und Software für die Echtzeit-Videoverarbeitung. Das Aufkommen von Programmiersprachen für Live-Auftritte, Live-Coding und Life-Coding. Die Entstehung neuer Begriffe wie Algorave.
2003: MøB, modular software for installations and realtime, processing of digital media in GNU/Linux-based networks. Carlo Prelz (DE), Gisle Frøysland (NO). Photo: Artist archive
2003: Effect TV, Kentaro Fukuchi (JP). Photo: Piksel archive
2008: Live coding workshop, Alex McLean (UK). Photo: Artist archive
2007: xxxxx, Speculative 12 hour life coding event curated by Martin Howse and Jonathan Kemp. Guest artists Shu Lea Cheang, Otto Roessler, Jessica Rylan, Ludic Society, Yunchul Kim, Roman Kirchner, Olaf Val, Tatiana Bazzichelli, Paolo Cirio, Stewart Home, TAZ (Hakim Bey), Nancy Mauro-Flude, Alejandra Perez Nunez, Eva Verhoeven, remote: Bjørn Magnhildøen. Photo: Artist archive
2022: HPB, Miller Puckette (US), Kerry Hagan and John Bowers (UK). Photo: Martin E. Koch
Radiofrequenzübertragungen (RF) werden durch Micro-FM-Praktiken zu Instrumenten des Widerstands – sie ermöglichen kleine, modulare Systeme für lokale Rundfunkübertragungen. Durch das Hacken und Kapern von Elektronik und FM-/TV-Sendern verbreitet dieser Ansatz Geräusche, Bilder und Signale in einem intimen Maßstab und baut so Netzwerke des Widerstands durch Klang auf.
2006: The Chaos Micromedias project, APO33.org. Photo: APO33
2019: Embodied RF Ecologies, Afroditi Psarra (GR). Part of the Signal To Noise exhibition, curated by Tincuta Heinzel, Piksel Fest Spill. Photo: Martin E. Koch
2019: Do your own radio! ∏-box, ∏-Node (FR) Streaming and local FM radio broadcasting with a raspberry pi . SIGNAL TO NOISE, Curator: Tincuta Heinzel, Piksel Fest Spill. Photo: Martin E. Koch
Künstler:innen, die sich mit der Idee beschäftigen, Nutzern die Möglichkeit zu geben, Technologie zu zerstören. Sie entwickeln Projekte und Geräte, die absichtlich Störungen verursachen, ausfallen oder Fehlfunktionen aufweisen. Zu diesen Werken gehören beispielsweise Serverzerstörung, Verschleierungswerkzeuge und Hardware, die Fehlfunktionen in ästhetische Ergebnisse wie verzerrte Audio- oder Bilddaten umwandelt.
1996: Environment / Sónar, Maite Cajaraville (SP). Photo: Artist archive
2006: HardDisko by Valentina Vuksic (DE). Photo: Piksel archive
2006: SHOCKBOT by 5voltcore (AU). Photo: Piksel archive
2009: REBUNTU, Linux that kills itself and can kill You, Danja Vasiliev (RU/DE). Photo: Artist archive
2011: Headcleaner, Gisle Frøysland (NO). Photo: Piksel archive
2013: User Generated Server Destruction, Stefan Tiefengraber (DE). Photo: Sergey Dushkin
Mithilfe lokaler Router, Verschleierungs-Engines und benutzerdefinierter Netzwerkprotokolle gestalten diese Projekte digitale Infrastrukturen neu als Werkzeuge für Protest, Datenschutz und öffentliches Bewusstsein. Sie verwandeln Konnektivität in einen politischen Akt – indem sie Demonstrationen mit elektronischen Geräuschgeräten verstärken, private Kommunikation über dedizierte Router ermöglichen, persönliche Daten durch die Anzeige aktueller WLAN-Verbindungen offenlegen und Umweltprobleme mit Geräten aufzeigen, die die Umweltverschmutzung in Städten messen und übertragen.
2013 - Occupy.here router, Dan Phiffer (US). Photo: Artist archive
2013 – CrisisRus, initiated by LaptopsRus (since 2009), with Maite Cajaraville (SP), Shu Lea (US) Cheang and Lucía Egaña Rojas (CH/DE/SP). Photo: Sergey Dushkin
2015 Cocíclo | Alexandre Castonguay (CA). Photo: Robertina Šebjanič
2017: 60+leap sec screening, Bjørn Magnhildøen (NO), Radovan Misovic, Zsolt Mesterhazy (NL) , Ada Ortega Camara (DK), Ana Buigues (SP). Photo: Noemata
2019, FANGo, a Facebook Amazon Netflix Google Obfuscator, Martin Nadal (SP). Photo: Martin E. Koch
2021: Unintended Emissions (2019) Wireless (802.11) Citizen Surveillance Investigation, Bengt Sjölén (SW). Part of the Critical Engineers Working Group exhibition “Decoding Black Magic. Interventions in Infrastructure”, Critical Engineering Working Group, Julian Oliver, Gordan Savičić and Danja Vasiliev, Sarah Grant, Bengt Sjölén and Joana Moll. Photo: Martin E. Koch
Elektronik wird zum experimentellen Spielplatz für Hacking, Subversion und die Schaffung neuer Ausdrucksformen. Durch die Beherrschung des Circuit Bending entwickeln Künstler:innen neue Werkzeuge zur Modulation von Audio- und Videosignalen. Dieser praktische Ansatz erweitert die Grenzen des technologisch Möglichen, eröffnet neue kreative Möglichkeiten und ermöglicht die Erfindung völlig neuer Maschinen.
2005: Cavity Resonator, Time's Up (AT). Photo: Piksel archive
2007: Circuitbended Works, Casperelectronics (US), Audun Eriksen (NO), Gijs Gieskes (NL). Photo: Piksel archive
2008: Loud Objects, Tristan Perich, Kunal Gupta and Katie Shima. (US). Photo: Malte Steinar
2013: 20 Oscillators in 20 Minutes, Darsha Hannah Hewitt (CA). Photo: Sergey Dushkin
2016: All that i want is another baby, Camilla Vatne Barratt-Due (NO) and Alexandra Cárdenas (MX). Photo: Laimonas
Kunstwerke, bei denen das Programmieren sowohl für das Konzept als auch für das visuelle Ergebnis von wesentlicher Bedeutung ist. Hier ist der Code nicht nur ein Werkzeug, sondern ein integraler Bestandteil – direkt in das Werk eingebettet, prägt er dessen Verhalten, Ästhetik und Bedeutung.
2008: Exist.pl, Pall Thayer (IS). Photo: Carlo Prelz
2010: Slub, Alex McLean Dave Griffiths (UK). Photo: Piksel archive
2011: Naked on Pluto, Aymeric Mansoux (FR), Dave Griffiths (UK), Marloes de Valk Aymeric Mansou (NL). Photo: Artist archive
2020: The Endless Doomscroller, Ben Grosser (US). Photo: Maite Cajaraville
2022: Process Pages, Nick Montfort (US). Photo: Gisle Frøysland
„Die biotechnologische Forschung ist nicht mehr auf spezialisierte Labore beschränkt: Eine wachsende Gemeinschaft von Biolog:innen, Künstler:innen und Technikbegeisterten experimentiert in Küchen, Werkstätten und DIY-Labors. Einige sehen die Demokratisierung der Biotechnologie als Bedrohung, andere als Chance, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge innerhalb der Gesellschaft besser zu verstehen.“ (Biotechnologie für alle, SATW INFO 2/15, August 2015). Durch DIY-Bioart-Methoden fördern internationale DIY-Bio-Netzwerke und -Communities die Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen, Hacker:innen und Künstler:innen, um ihr Fachwissen zu bündeln.
2014: Piksteria lab, Marc Dusseiller (CH), Paula Pin (SP), Adegreden Donora , Budi Prakosa (ID). Photo: Piksel archive
2015: Pikselo_deep - Robertina Šebjanič (SI), Kat Austen (UK/DE), Slavko Glamočanin (SI), Gjino Šutić (CRO). Photo: Piksel archive
2015: BSM_NHC – bionic sound machina | no human composer, Oscar Martin, Oskoff (SP). Photo: Maite Cajaraville / Piksel archive
2016, Open Source Estrogen, Mary Tsang (US), Byron Rich (CA), Paula Pin (SP), Gaia Leandra (IT). Photo: Gisle Frøysland
2018: From DNA to NSA, NSA Collective: Gisle Frøysland (NO), Maite Cajaraville (SP). Photo: Maite Cajaraville
2024: Silent Vegetal Thoughts, María Castellanos, Alberto Valverde (SP). Photo: Gisle Frøysland
Während sich die künstlerische Auseinandersetzung mit KI oft auf generative Werkzeuge konzentriert, gibt es viele andere Möglichkeiten, ihre Entwicklung zu hinterfragen. Kritische KI-Praktiken erfordern eine tiefere Untersuchung der ethischen Implikationen, von militärischen Anwendungen bis hin zu Voreingenommenheit, Transparenz und Verantwortlichkeit. Künstler:innen beginnen, die Datensätze hinter KI-Modellen zu hinterfragen, arbeiten mit Forscher:innen und der Zivilgesellschaft zusammen, um Mängel aufzudecken, versteckte Annahmen aufzudecken und eine genauere Prüfung dieser leistungsstarken Technologie zu fordern.
2022: What do you want me to say?, Lauren McCarthy (US). Part of the Coping Strategies program curated by Sarah Grant (US), Critical Engineering Working Group. Photo: John Rohrer
2022: Boogaloo Bias, Jennifer Gradecki, Derek Curry (US). Photo: Gisle Frøysland
2022: Meta Music Machines [Fluorescent Markov Beat], Oskoff. Photo: Martin E. Koch
2024: Droning, Marta Revuelta (CH). Photo: Filip Glesgo
2024: AI assisted coding, Scott Rettberg (US/NO). Photo: artist archive
Visit Piksel archive for more information about the projects (https://piksel.no/) and the Piksel archive Image gallery: https://piwigo.piksel.no/
Maite Cajaraville & Gisle Frøysland, 2025
Piksel ist ein internationales Netzwerk und eine jährliche Veranstaltung, die sich der elektronischen Kunst und technologischer Freiheit widmet. Teils Workshop, teils Festival, findet es in Bergen, Norwegen, statt und bringt Teilnehmer aus über einem Dutzend Ländern zusammen, um Ideen und Codes auszutauschen, Kunstwerke und Softwareprojekte zu präsentieren und an Workshops, Performances und Diskussionen über die Ästhetik und Politik freier Technologien teilzunehmen.
Gisle Frøysland ist der Gründer des Piksel Festivals. 2014 kam Maite Cajaraville als Co-Kuratorin hinzu. Beide sind praktizierende Künstler, die ihr eigenes Werk entwickeln. 2015 gründeten sie das Kollektiv NSA.
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