Die Realität ist perfekt

In meiner Erinnerung gibt es besondere Menschen, die mir in meinem Leben begegnet sind, denen ich neben vielem anderen, jeweils einen Satz verdanke. Einen Satz, den ich mir so zu Eigen gemacht habe, das er zum Teil meines eigenen künstlerischen Selbstverständnis geworden ist. Zu diesen für mich wichtigen Personen gehören Isa Genzken, Christopher Doyle, Oliviero Toscani und Heidulf Gerngross. Der Satz von Heidulf Gerngross war: „Was andere können, sollen andere machen!“ Diesen Satz habe ich nie wieder vergessen und habe mit ihm oftmals erhebliches Unverständnis hervorgerufen. Der Satz von Isa Genzken war, wie auch immer es dir geht du musst immer arbeiten, der von Oliviero Toscani war, solange dein Gegenüber genau versteht, was du sagen willst, ist es egal ob es Kunst ist oder nicht und der von Christopher Doyle war, der kommende Film ist immer der wichtigste deines Lebens. Als Franz Xaver Heidulf Gerngross und mich zusammen auf das Wohnschiff Eleonore im Winterhafen von Linz einlud wusste er über uns nur das übliche und über mich nahezu nichts. Einer Idee von Hofstetter Kurt folgend lud er uns ein. Kurt ist ein sehr guter Freund von uns allen drei und war davon überzeugt, dass diese Zusammenkunft und Kollaboration im Sinne von Franz Xaver und der Eleonore interessante Quintessenzen ergeben könnten.

 

Die erste Begegnung in diesem Zusammenhang fand im Cafe Lange in der Langen Gasse in der Wiener Josefstadt statt. Zusammen mit Hofstetter Kurt und Christine Berntaler. Die Berntalerin war ungewöhnlich elegant gekleidet und saß mit einer natürlichen Attraktivität und zwei Windhunden in dem Lokal an der Theke. Die Schuhe von Fendi, die stolz vor ihr standen, hatte sie auf Umwegen und mit Hilfe langer Recherchen erworben, wie sie mir zwei Tage später erklärte. Sie saß jedenfalls mit ihren hübschen Beinen auf einem Barhocker und war mit Heidulf liebevoll kontrovers ins Gespräch vertieft. Inmitten dieses verrauchten Lokalkosmos saßen die beiden und diskutierten. Beide freuten sich uns zu sehen. Sofort verlagerte sich das Gespräch auf andere Themen. Heidulf unternahm den Versuch mich vorzustellen. Er zählte Dinge auf, die für mich jedes Mal schmerzlich und peinlich sind, weil sie sich zwar sehr gut anhören, aber im Nachhinein als reinste Zeitverschwendung herausstellten. Überhaupt ist das mit dem sich vorstellen eher imaginativ als faktisch zu verstehen. Allein das Gespräch verlagerte sich wiederum und wir sprachen über all das, was wir uns vornahmen auf dem Schiff zu unternehmen. Meine Haltung war die mein eigenes Ego auszuschalten und mich vollständig dieser seiner Ambition anzuschließen. Alles andere war zwecklos. Zu sehr war ich in meiner konstruierten literarischen Welt gefangen.

 

Meine soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit hatten in der letzten Zeit erheblich gelitten und so gab es bei mir eine hyperaktive Bereitschaft alle Gesprächsinhalte wie ein Schwamm aufzusaugen. Ein Schwamm, den man nicht richtig ausgewaschen hatte und der immer wieder literarische Geschmacksmuster absonderte. Diese Geschmacksmuster gaben dem Ganzen einen asynchronen, manischen Beigeschmack. Die Sympathie, die allseitige Wertschätzung und die ausgeprägte menschliche Toleranz ermöglichten ein erstes Gespräch. Das Gespräch ähnelte einem Tischtennisspiel, bei dem die Spieler darum bemüht waren den Ball im Spiel zu halten. Christine kündigte einen Besuch auf der Eleonore an und versprach die beiden Hunde mitzubringen. Später sollte ich mich dabei ertappen, wie in einem Stück von Samuel Beckett, auf der Eleonore auf die Dame mit den Windhunden zu warten. Allein wie Peter Sloterdijk einmal auf dem Flur einer Universität zu einer schönen Studentin sagte: Sie warten alle darauf das etwas großes passiert, aber seien sie gewiss, es passiert nie.

 

Am nächsten Morgen holte mich Heidulf mit seinem eleganten neuen Peugeot ab. Es ging im Auto in die Wachau nach Melk zur ersten Station unserer Reise. Inmitten dieses idyllischen Ortes mit seiner überdimensionierten Abtei auf dem Berg plant Heidulf das Mysterium Melk. Das Mysterium Melk besteht aus einem dreiteiligen Bauensemble. Zwei Archiquanten: ein vertikal gestelltes elegantes Mietshaus und einen horizontal gelegten Baukörper, die Jakob Prandtauer Akademie für Architektur und Städteplanung. Der dritte Bau ist die monumentale Version der Sputnik Skulptur von Franz West. Ein kugelähnlicher Baukörper mit einem 35 Meter breiten Durchmesser. Die Tentakel stechen aus dem Baukörper hervor und reichen bis auf die Höhe des Klosters. „Das Mysterium“ wird dem monumentalen Baukörper des Klosters einen sensiblen aber scharfen Kontrapunkt entgegensetzen. Heidulf führte mich in den Innenraum der monumentalen Abteikirche in ihrem überbordenden barocken Glanz. Er erklärte mir wie sehr ihn der barocke Baukörper mit seinen gerundeten Raumvolumen und seinem umbauten Raum beeindruckte. Es ginge um das physische Erlebnis von Architektonischem Raum. Das Stift Melk wurde in seiner heutigen Form in den Jahren 1702–1746 errichtet und gilt als Hauptwerk des bedeutenden Baumeister des österreichischen Barocks Jakob Prandtauer. Heidulf zeigte mir auf einer Abbildung des Baumeisters dessen Mantel. Er erklärte mir den gleichen habe er für sich selbst nachgefertigt und mit Archiquantenknöpfen versehen. Diesen Mantel und die allermeisten seiner anderen Arbeiten und Studien verwahrte er in seiner Melker Wohnung. Diese Wohnung ist sein lebendiges Archiv. Es wirkte auf mich wie ein an Gilles Delleuze und Felix Guattari „Milles Plateaus“ geschultes Rhizom. Ich probierte die unterschiedlichen Möbelprototypen aus. Die Liege gefiel mir am besten. Überall standen Kisten und es lagen stapelweise Unterlagen von kunsthistorischer Wichtigkeit. So sieht es also aus das Paradies für Kunsthistoriker dachte ich und liebte meinen Beruf einmal mehr. Sehen könnte es jeder, aber wertschätzen kann man es nur mit der Erfahrung eines Kunsthistorikers. Dieses Delirium wollte Christine Berntaler also in ein geordnetes Archiv überführen. Respekt!

 

Auf der Fahrt von Melk nach Linz zeigte mir Heidulf sein erstes gebautes Haus, das Königsederhaus in Baumgartenberg. Das Haus war zwischen 1977 und 1980 von ihm und seinem Kollegen Helmut Richter für den Arzt Holger Königseder als Arztpraxis geplant und gebaut worden. Es war ein Anbau an ein Einfamilienhaus in Form einer Aluminiumfassade aus unterschiedlichen Verschalungselementen. Das Haus steht bis heute als Kleinod völlig solitär in der oberösterreichischen Landschaft. 1976 hatten Heidulf Gerngross und Helmut Richter ihr erstes Architekturbüro gegründet und das Königseder Haus war ihr erstes gebautes Haus. Ich dachte an die Geschichte die ich schreiben wollte. Heidulf arbeitete in den frühen siebziger Jahren in Köln im Architekturbüro von Peter Neufert. Von Köln nach Paris war keine so große Distanz und so besuchte er häufig seinen späteren Partner Helmut Richter. Richter war zu der Zeit Professor für Architektur an der Ecole de Beaux Arts in Paris. Er war befreundet mit Karin Königseder, der Schwester des Bauherrn des Haus Königseder, Holger Königseder. Karin arbeitete bei Sonja Riekel als Farbberaterin in Paris. Bei seinen diversen Besuchen in Paris hätte Heidulf ohne weiteres über Karin Königseder zwei meiner Heldinnen Gertrud Baronesse Aven und ihre Lebensgefährtin Elizabeth Weisz kennenlernen können. Beide hätten sich sicher für den visionären jungen Architekten und Städteplaner interessiert. Baronesse Aven war eine berühmte Modefotografin gewesen und wurde ähnlich wie Lee Miller, Inge Morath oder Ilse Bing als Fotografin allgemein hochgeschätzt. Elizabeth Weisz war eine wohlhabende und elegante Dame, eine echte Kosmopolitin amerikanischen Zuschnitts. Sie hätte sich mit ihm über die berühmten Architekten Rudolf Schindler und Richard Neutra unterhalten, die sie persönlich gekannt hatte. Sie hätte ihn gefragt ob er den Mullholand Drive kennte, der sie so sehr an die Wiener Höhenstraße auf dem Kahlenberg erinnerte. Sie war mit vielen österreichischen Exilanten in Los Angeles bekannt gewesen. Sie kannte unter anderem Salka und Berthold Viertel, Luise Rainer, Ernst und Lilly Toch oder Arnold Schönberg. Sie hatte viele von ihnen als junge Frau im sonntäglichen Salon von Salka Viertel in der Marbery Road in Santa Monica kennengelernt. Sie war ja eigentlich auch Österreicherin hätte sie gesagt und geseufzt. Wenn es nur nicht so viele Nazis in Österreich geben würde. Und dann hätte sie ihn nach seinem Namen gefragt? Sie hätte ihm erklärt Gerngroß mit ß sei ein ursprünglich jüdischer Name und gefragt ob er Jude sei? Er hätte mit den Schultern gezuckt und geschwiegen. Dass sein Vater ein überzeugter österreichischer nationalistischer Arzt in Köthschach-Mauthen in Kärnten gewesen wäre, musste sie nicht wissen. 1939 geboren, war er schlicht zu jung gewesen um Heil Hitler zu schreien, man hätte ihn mit Grüß Gott erzogen. Elizabeth hätte dann wieder geseufzt und gesagt, sie sind genauso alt wie mein Sohn Howard... Heidulf hatte 1958 einen Schulabschluss gemacht, der neben dem konventionellen Schulstoff in seinem Falle auch das Tischlerhandwerk mit einem Gesellenbrief verbriefte. Später sollten wir in einer Metzgerei in Mauthen auf Traudi, eine ältere sehr hübsche Dame und Zeitzeugin treffen, die wie alle anderen vor der Metzgerei wartete, während Heidulf durch die Hintertür eingetreten war, um diverse Biofleischarten für die Wiener Rindssuppe zu kaufen. Die Rindssuppe wollte er am Montagabend zum wöchentlichen Treffen der Donauten kochen. Doch dazu später mehr. Erst einmal hatten wir also den Rahmen für die Geschichte erfunden, die ich schreiben wollte und das bevor wir die Eleonore erreicht hatten.

Der Abend auf der Eleonore und in einer Linzer Gastwirtschaft fand ohne große Euphorie statt. Franz Xaver war in bestem Sinne freundlich und großzügig, hilfsbereit und interessiert. Sein Interesse war jedoch beschränkt. Er unterbrach unvermittelt das Gespräch und wechselte das Thema, ohne das Thema zu ende zu diskutieren. Ehrlich gesagt empfand ich dies nicht gerade als freundlich. Zu seiner Entschuldigung sei vorgebracht, dass ich sicher manisch gewirkt haben musste, zu mindestens aber scheinbar völlig asynchron kommuniziert haben dürfte. Wahrscheinlich waren es wirre und keine genialen Assoziationsströme und er hatte recht damit sie zu unterbrechen.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir relativ früh in eine Werkshalle unweit von Linz in der ein monumentaler Plexiglasrahmen für ein Bild von Herbert Brandl in Form eines Archiquanten gefertigt wurde. Hallen dieser Art erinnern mich an meine Kindheit in der ich bei meinen Eltern in den Ferien in einem Baustoffhandel arbeiten musste, um mein Taschengeld aufzubessern. Ich hatte Menschen dieses Schlages seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen. Auf dem Weg nach Wien dachte ich darüber nach und war froh darüber, dass diese Zeit lange vorbei war. Wir trafen am Schloss Schönbrunn bei einem schicken Kroaten auf Hofstetter Kurt und die Berntalerin. Sie war wieder sehr elegant gekleidet und ganz ohne Hunde. Kurt war wie immer gut aufgelegt. Wir tranken schnell einen Espresso und einen kroatischen Grappa auf Kosten des Hauses. Als wir im Atelier ankamen zeigte Herbert Brandl Heidulf und Christine zwei bemalte Tische in Archiquantenform mit den Hofstetterkugeln als Tischbeinen. Sie wirkten sehr barock und waren tatsächlich ausgesprochen elegant. Ich stellte mir den Tisch mit weißem Porzellan eingedeckt vor. Großartig! Sehr energetisch und das ganz ohne Drogen, bemerkenswert. Herbert Brandl bleibt mir als freundlicher, sympathischer Mensch mit einem bemerkenswert grauen Gesicht und kahlen Kopf in Erinnerung, der die Audienz nach 20 Minuten abbrach und zu Malen begann. Während Heidulf verschiedenes klärte, saß ich im Anschluss an den Atelierbesuch mit der Berntalerin am Naschmarkt. Sie erzählte mir von ihren gemeinsamen Plänen. Insgeheim bewunderte ich sie für ihr Engagement.

 

Zurück in Linz fuhren wir mit der kleinen Barkasse Franz Pfeigel auf die Donau und erfuhren den Unterschied zwischen einem stillen und einem fließenden Gewässer. Ich schaute in die abendliche grau-grüne Uferkulisse und beobachtete die Möwen. Kleine Möwe bring dem Mädchen, das ich liebe einen Gruß. Aber das Mädchen tanzt auf einer griechischen Insel mit ihren Freunden, die nicht die meinen sind und hielt eine ferne Freundschaft für angemessen und alle weiteren Wünsche oder Ansprüche für anmaßend. Wir fahren in ein Hafenbecken mit Lagerhallen, Produktionshallen und hohen Stapeln von Containern. Alles erinnerte mich an Aki Kaurismäki, nur der finnische Tango fehlte. Stattdessen legen wir an und sehen die Kulisse einer kleinen Schiffswerft und schemenhaft Menschen an einem Tisch sitzen. Eine authentische Werkstatt in der wir die Videoprojektion eines koreanischen Kunstfilms sahen. Medienkünstler, die schweißen und schleifen, Respekt! Die einstürzenden Neubauten fielen mir ein mit ihrem frühen Industrial- Klang. In Verbindung mit Computern und Digitalbild führte diese direkt zu, mir fiel das Wort nicht ein: Steampunk oder Retro-Futurismus. Aber es war zu meinem Bedauern eine echte Werkstatt für Schiffsreparaturen. Wir grillten Forellen und pflückten die nötigen Kräuter für die Marinade am Hafenbecken. Eine herrliche Nacht unter einem wunderschönen Sternenhimmel. Später auf der Eleonore dachte ich sehnsuchtsvoll an die Ferne und an das Mädchen, das sich frei und fröhlich mit ihren Freunden amüsierte und mein Herz beschwerte. Ein Bier, noch ein Bier und noch ein Bier und ich fiel in meiner Kajüte in die Koje.

 

Als ich aufwachte war es schon Mittag und Franz und Heidulf erwarteten mich in der Kajüte bei einem improvisierten Frühstück. Was meinen Kater anging waren beide großzügig. Ich trank einen schwarzen Kaffee und verspürte den Wunsch zu baden. Auf dem Schiff konnte man in der Donau schwimmen, aber nicht baden und so schlug ich einen Besuch im Linzer Parkbad vor. Beide stimmten zu. Ich war beruhigt. Heidulf war damit beschäftigt Tische zu zeichnen und fragte Franz nach einem Schreiner. Der zuckte mit den Schultern. Heidulf rief den bekannten Linzer Architekten Riepl an und fragte dessen Partner nach einem Schreiner in Linz. Eine Stunde später waren wir bei dem Schreiner. Franz und ich warteten im Auto. Meine asynchronen, manischen Assoziationsströme waren mir mittlerweile selbst aufgefallen und so versuchte ich zu schweigen und sagte nur etwas, wenn ich gefragt wurde. Nach etwa 40 Minuten setzte sich Heidulf freudestrahlend zu uns ins Auto. Drei Tische würden bis Dienstag fertig. Er würde für den Betrieb im Star und auf der Vienna Design Week werben. Er hatte sie überzeugt und das ohne Anzahlung und in einem Gespräch. Franz und ich schauten uns an. Im Parkbad sahen wir unseren Helden später am Tisch über einer Zeitschrift eingeschlafen sitzen. Wir genossen das türkische Bad, die verschiedenen Saunen und das Energiebecken mit dem Stimmungslicht. Am Abend wurde auf der Eleonore von dem brasilianischen Ingenieur Nicolas gekocht der mit seiner Familie in Linz lebte. Er selbst verbrachte die Sommer auf seinem Segelschiff im Linzer Hafen. Heidulfs Freund Biwi war gekommen und erzählte erstaunliche Geschichten von einer Havarie im indonesischen Meer und wie er aus einem brennenden sinkenden Schiff gesprungen war und danach sein Leben geändert hatte. Er erzählte von seinen Aufenthalten in Los Angeles und Hollywood und von seinem Kunstprojekt. Ich erinnere mich an die Schilderungen über eine behinderte junge Russin, die Marihuana in Beverly Hills anbaute um ihre eigenen Schmerzmittel herzustellen. Man trinkt viel auf der Eleonore und man redet viel. Ich sank in meine Koje und die anderen tranken und redeten weiter. Man schläft wenig auf der Eleonore.

 

Die Dokumentation des Dialogs zwischen Heidulf und mir sollte am nächsten Tag zuerst im Radio und dann im Fernsehen stattfinden. Beides kann man auf dem Netz anhören und ansehen, so dass ich es dabei belassen möchte. Nur so viel: Ich habe erstmalig öffentlich zugegeben, dass meine Arbeiten und die Recherchen der letzten Jahre fast ausschließlich der Rekonstruktion meiner letzten Reinkarnation dienten. Ich hatte vorher noch nie und wenn nur mit engsten Freunden darüber gesprochen. Am späten Nachmittag des Folgetages verließen wir die Eleonore und Linz und machten uns auf den Weg nach Kärnten. Ziel war der Ossiacher See: ein Badesee nordöstlich von Villach. Wir fuhren also von Linz über Salzburg nach Villach zu Fritz Hock, einem jungen Rechtsanwalt, der das internationale Kurzfilmfestival K3 in Villach, Udine und Ljubljana organisierte. Auf dem Weg kurz vor Salzburg fragte ich Heidulf nach Schloss Kammer. Dieser schaute mich fragend an? Nach kurzem Schweigen, begann ich die Geschichte von Eleonore von Mendelssohn zu erzählen? Eleonore erwarb im Jahr 1925 Schloss Kammer am Attersee und wohnte dort bis sie 1935 in die USA emigrierte. Nach ihrer Scheidung 1936 fiel der vollständige Besitz ihrem zweiten Mann Emmerich von Jeszenszky zu. Sie war die Patentochter der legendären Eleonore Duse und sie war bis zu seinem Tod in Max Reinhardt verliebt. Sie erwarb mit dem Schloss eine Immobilie, die nahe genug an Reinhardts Wohnsitz Schloss Leopoldskron lag, um immer alle Neuigkeiten zu erfahren und weit genug entfernt, um ihm nicht ständig begegnen zu müssen. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 war Österreich für wenige Jahre das bevorzugte Exil für deutschsprachige jüdische Schauspieler und Regisseure. Heidulf hatte mich fragend angesehen. Warum ich das weiß? Ich habe es bei den Recherchen zu meinem Roman gelesen. Ich schaute ihn an und sagte: Ich bin davon überzeugt, dass ich Schloss Kammer kenne. Während der Schilderungen sah man den Attersee im Abendlicht links von uns. Also du glaubst in deinem letzten Leben dort gewesen zu sein? Ich nickte und schwieg. Ich verschwieg die Assoziation von lustigen und beschwingten lauen Sommerabenden am Attersee. Assoziationen einer Gesellschaft von Gesichts- und Körperlosen voll beschwingter lust- und liebevoller Energie und Musik! Stattdessen erzählte ich von Eleonore von Mendelssohn: „Sie führte Korrespondenzen mit Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal. Auf der Bühne arbeitete sie mit Fritz Kortner, Alexander Moissi, Gustaf Gründgens, Heinrich George und Werner Krauß. Sie war eine großzügige und selbstlose Unterstützerin von Künstlern, Musikern und Schauspielern. Sie half ihnen in jeder Form, in der es ihr in ihrem Exil möglich war. Sie war aber auch eine tragische Person, die morphiumsüchtig und oft unglücklich verliebt war. Man fand sie am 24. Januar 1951 tot in ihrer Wohnung im Exil in Manhattan. Die Schriftstellerin Ruth Landshoff Yorck und die Schauspielerin Elisabeth Bergner haben den Selbstmord ihrer Freundin nie geglaubt.“ Heidulf hatte diesem Kurzvortrag interessiert zugehört. Du meinst es ernst? Ich nickte, es war mir ernst! Jeder andere als Heidulf hätte es als Schizophrenie bezeichnet.

 

Wir waren bereits auf dem Weg in eine dunkle und beeindruckende Bergkulisse, die sich hinter Salzburg aufgetan hatte. Heidulf begann von Kärnten und Köttschach Mauthen zu schwärmen und erzählte Geschichten aus seinen Kindertagen. Die Landschaft wurde immer dramatischer und wir fuhren bestimmt drei Stunden durch diese Kulissen. Wir kamen im Ort an in dem Fritz sein legendäres und von der Berntalerin vielgelobtes Badehaus am Ossiachersee hatte. Hungrig und müde gingen wir in dem kleinen Ort zum Italiener. Fritz hatte uns zu einem Grillfest eingeladen. Wir wollten nichts anderes als in dem Haus am See eine Flasche Wein trinken und lehnten dankend ab. Bevor Fritz und seine Entourage sehr viel später erschienen, hatten wir bereits eine oder zwei Flaschen Wein gelehrt. Das Haus war zum See hin offen und ausgesprochen stilvoll eingerichtet. Man hatte ständig das Gefühl Leonardo di Caprio könnte hereingeschlendert kommen und von seinem letzten Film erzählen oder eine Filmschönheit wie Penelope Cruz würde aus dem Wasser steigen und um ein Glas Wein und ein Handtuch bitten. Am nächsten Morgen fuhren wir gutgelaunt und erholt im schönsten Sonnenschein über die Seeuferstraße bis zu dem berühmten Steinhaus von Günther Domenig. Heidulf schätzte die Geste von Günter Domenig sein Idealhaus in dessen Heimat der Nachwelt zu hinterlassen. Er selbst würde aus diesem Grund die Capella Bianca bauen. Das dieser Gedanke ihn berührte war deutlich, denn er sprach mit großer Wertschätzung vom Steinhaus und der Idee einer “Werkstätte für Architektur”. Er selbst sei kein Individualarchitekt wie Domenig, sondern ein allgemeiner Architekt, der ein ökonomisches Bauen anstrebte. Die wie ich es genannt hätte abstrakte Konvention. Er erläuterte den unsentimentalen Bezug des Hauses zu den schroffen Felsformationen Kärntens jenseits der üblichen Klischeearchitektur.

 

Auf der Weiterfahrt sahen wir zuerst einige und dann immer mehr Motorradfahrer, die wie riesige Ameisenkolonnen die Passstraßen bevölkerten. Es waren nicht einige wenige, sondern es müssen tausende gewesen sein. Wir fuhren auf steilen Straßen durch die beeindruckenden Bergpanoramen und wurden von Schwadronen von schwarz gekleideten Motorradfahrern eskortiert. Wir waren auf dem Weg nach Cividale del Friluli, um den berühmten Langobarden Tempel zu besuchen. Dieses kleine, besonders gut erhaltene Gebetstempelchen der langobardischen Könige liegt sehr schön über einem Fluss und ist Teil des Klosters Santa Maria in Valle. Heidulf ging es um den Innenraum, des als Kapelle umgebauten Gebetstempels. Er erläuterte das Raumprinzip: So ähnliche Raumvolumen stelle er sich in der Capella Bianca vor. Die Höhe des Raumes bei einer gleichzeitig kleinen Raumgrundfläche vermittelte ein ungewöhnlich starkes Gefühl von Erhabenheit. Mir fielen vor allem sechs grazile Frauenfiguren auf, die den Raum optisch in die Höhe zu verlängern schienen. Ich hatte verstanden, warum er mir die Kapelle gezeigt hatte. Dieses Raumerlebnis wollte er in seiner Capella Bianca ebenfalls erzielen.

 

Weiter ging es nach Redipuglia zu der Militärischen Gedenkstätte „Terra di mezzo“. Als größtes Kriegerehrenmal Italiens wurde sie nach den Plänen des Architekten Giovanni Greppi und des Bildhauers Giannino Castiglioni erbaut und 1938 eingeweiht. Selten hat mich Architektur stärker abgestoßen als diese Manifestation faschistisch überhöhten Heldentums. Mir wurde regelrecht schlecht. Ich legte mich auf eine Bank vor eine Kanone. Wir sahen eine gigantische Treppe mit 22 Stufen, die den Berg hinauf führt und in die 100.000 Gräber integriert waren. Bei dem Gedanken es solle sich um einen stilisierten Appellplatz handeln „auf dem die Gefallenen symbolisch angetreten sind, aufgerufen werden und „presente“ schreien, wird es mir heute noch schlecht. Wir fuhren kurze Zeit später weiter nach Triest in einen kleinen malerischen Ort direkt am Meer. Duino!

 

In Duino schrieb Rainer Maria Rilke den ersten Teil des Gedichtzyklus Duineser Elegien. Sie sind benannt nach dem gleichnamigen Schloss in dem der Schriftsteller zwischen Oktober 1911 und Mai 1912 lebte. Wir kamen am späten Nachmittag in dem Städtchen an und fuhren das Auto bis zum Ende der Straße und parkten es am Parkplatz der kleinen Bucht direkt am Strand. Der Parkplatz gehörte zu einer Osteria, die auch Zimmer vermietete: 60 Euro für zwei Personen für eine Nacht direkt am Strand. Perfekt! Wir sahen Menschen in ihren Badesachen am Strand und die Segeljachten in der Abendsonne in den kleinen Hafen fahren. Die Sonne ging unter, es war warm und sommerlich und wir genossen den mehrstündigen Urlaub. Mir fiel meine ferne Freundin in Griechenland ein, die jeden Abend in einer Taverne wie dieser saß und danach tanzen ging mit Menschen wie diesen, wahrscheinlich glücklich, beschwingt und bereit sich dem Moment hinzugeben. Sie würde es wie sie schrieb, anmaßend finden, das ich so über sie dachte. Sie wäre glücklich und fühle sich frei und sei mit Freunden jedes Jahr für einen Monat in Griechenland. Für mich war es der erste Urlaub seit Jahren und er dauerte nur einige Stunden. Ich sah den Menschen nach und beneidete sie um ihr Glück. Sentimental, ja sentimental war ich, aber nicht mehr manisch und nicht depressiv. Ich fragte mich nach dem wieso und warum und ich dachte an mein Lieblingsgedicht, das einzige welches ich neben dem Prometheus von Goethe auswendig kannte. Die "Ballade des äußeren Lebens" von Hugo von Hoffmannnsthal: „Und immer weht der Wind, und immer wieder Vernehmen wir und reden viele Worte und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.“ Ich dachte an den Roman und wie ich ihn geschrieben hatte, um mir über das warum klar zu werden. War es gelungen? Hatte ich endlich diese Liebe besiegt, sie versiegelt und würde sie zwischen zwei Buchdeckeln in meinem Regal zwischen vielen Büchern eingereiht? Ich liebte dieses Gedicht und rezitierte innerlich weiter „ Was frommt das alles uns und diese Spiele, die wir doch groß und ewig einsam sind und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?“ Ich seufzte und trank den guten Wein aus dem Friaul, als ob es Wasser wäre und dachte wie schön wäre es frei und illusionslos zu leben.

 

Wenn man ohne Geld reist und wenn man sich daran gewöhnt hat, spürt man intuitiv die Magie des Moments, an dem man das wenige Geld in einer angemessen großen Geste sehr bewusst einsetzt. In solch einem Moment tut man das, was sich im Alltag niemals machen ließe. Wir aßen Hummer und bestellten den etwas teureren Wein. Der Hummer war ein Genuss und eine gegenseitige Freude zu sehen wie sehr er uns jeweils schmeckte. Der Abend ging dahin und wir genossen ihn. Zu vorgerückter Stunde gesellte sich ein Architekt aus Graz mit seiner Frau zu uns, der vorher an den Tisch getreten war und sich auf sympathische Weise vorgestellt hatte. Er kannte Heidulf von Vorträgen und Veranstaltungen. Aber es ist das Leid der berühmten Menschen, das sie zwar von sehr vielen Menschen gekannt und geschätzt werden, sie selbst aber im Verhältnis hierzu sehr wenige Menschen kennen. Jedenfalls ergab sich ein Gespräch über Heidulf Gerngross und andere bekannte Zeitgenossen im architektonischen Zusammenhang. Heidulf erzählte von seinem New York Besuch bei Reimund Abraham. Abraham hatte ihn Anfang der 70er Jahre in New York aufgenommen mit der Auflage bestimmte Bücher zu lesen: „Die Gläserne Kette“ von Bruno Taut, die Novelle „Das graue Tuch“ von 1913 von Paul Scheebart und schließlich das 1967 erschienene „Mundunculum“ von Dieter Roth. Abraham hatte ihm außerdem einen Job als Guestcritic am Pratt Institut verschafft. Er war dort seit seinem Umzug nach New York 1971 als Professor für Architektur tätig. Reimund Abraham beeinflusste Heidulf erheblich in seinem architektonischen Denken. Unser Gast erzählte daraufhin von seiner Lehrtätigkeit in Graz, einem Lehrauftrag in Czernowitz in der Ukraine und von Friedrich Kiessler und Paul Celan. Beide wären in Czernowitz in der Ukraine geboren. Die Rede war auf Celan gekommen, weil Heidulfs Teilnahme am Ingeborg Bachmann-Preis 1978 zur Sprache kam und Celan und Bachmann eine unerfüllte Liebe verband. Das 1978 veröffentlichte Volksbuch wurde von Marcel Reich-Ranicki höchst selbst kommentiert. Er könne es nicht beurteilen, weil er es weder lesen noch verstehen würde. Das Gespräch ging noch stundenlang und ich begann nur noch der Melodie und nicht mehr dem Inhalt zu folgen, was ganz im Sinne der „Wiener Gruppe“ gewesen wäre.

 

Palmanova wurde am Ende des 16. Jahrhunderts als Planstadt angelegt und ihr typischer sternförmiger Grundriss hat sich bis heute erhalten. Von dem Zentralplatz, Piazza Grande, aus verlaufen Straßen in alle Himmelsrichtungen. Zu den interessantesten Denkmälern gehört neben den drei monumentalen Stadttoren die Kathedrale am Platz. Es ging Heidulf um die nicht senkrecht, sondern leicht nach hinten schräg gestellte Vorderfassade dieser Kathedrale. Die Auswirkung auf mich als Betrachter war ein Gefühl der Erhabenheit ohne Pathos. Auch dieser oktogonale Platz war wie das Kriegsdenkmal überdimensioniert. Es könnte mit den bunten Ständen des Wochenmarktes zusammen gehangen haben, aber im Rückblick bilde ich mir ein das es die schräge Fassade war die dem ganzen ein menschliches Maß zurückgab. Wir fuhren bester Dinge in die Möbelwerkstatt bei Udine, die keines Wortes würdig ist. Bemerkenswert war allein das Telefongespräch mit der Berntalerin, die mich genauestens instruierte. Sie hatte einen brillanten Plan über die zu bauenden Möbel geschickt. Wir hielten uns dort nicht mehr lange auf und fuhren zum Termin am Plöckenpass. Es ging um den Bau der Capella Bianca.

 

Bei der spektakulären Auffahrt auf den Plöckenpass fuhren wir bis auf 1357 Meter Höhe und dann weiter über den Pass Richtung Kötschach-Mauthen bis zum Plöckenhaus. Im Schankgarten der Gastwirtschaft gleichen Namens erwartete uns bereits eine Gruppe von Experten welche mit den Bauplänen befasst waren. Kurze Zeit später kam Ing. Carl Gressl, derjenige, der den Bau der Capella ermöglichte. Ihm gehörte das Land auf dem die Kapella errichtet werden sollte. Ein großer Mann mittleren Alters mit kurzen Hosen und einem jugendlichen, fast burschikosen, jedenfalls sehr humorvollem Auftreten. Ing. Gressel begrüßte Heidulf herzlich. Er bemerkte scherzhaft, es wäre für ihn nicht ungewöhnlich eine Kapelle zu bauen. Als 1914 der 1. Weltkrieg begann war Kötschach und Mauthen zum unmittelbaren Kriegsgebiet geworden und blieb es bis 1918. Die Fronten seinen hier verlaufen. Er zeigte hinter sich auf einen Berghang. Auf seinem Land gäbe es deshalb bereits drei Kapellen und fünf Friedhöfe mit Kriegsgräbern. Was er verschwieg war, dass einer seiner Vorfahren, Oberst Gressel, zwischen 1919 und 20 mit den Heimkehrern im Kärntner Abwehrkampf für ein freies und ungeteiltes Kärnten gekämpft hatte. Er beschleunigte das Gespräch indem er lakonisch bemerkte, seine Mutter sei 90 Jahre alt und sie wolle diese Kapelle. Sie müsse schnell gebaut werden, denn seine Mutter wollte die Einweihung noch erleben. Er hatte für alle Fragen der Experten Antworten und war bestens vorbereitet und konnte alle möglichen Bedenken zerstreuen. Man müsse das Areal umbenennen, um den Bau rechtlich zu legitimieren und das sei alles. Während des Gesprächs war klar geworden, die Capella Bianca würde gebaut und es wäre nur die Frage einer bürokratischen Frist, die es einzuhalten gälte. Heidulf war so ergriffen, das ihm die Tränen in die Augen traten. Es war ein bewegender Moment, der nur noch dadurch übertroffen wurde, das er den endgültigen Bauplatz sah. Von diesem Platz hatte man einen herrlichen Blick über die spektakuläre Bergwelt mit schroffen Felsformationen, Wiesen, Seen und Bächen. Die Nähe zum Plöckenhaus machte es gänzlich perfekt. Heidulf war glücklich und die Experten hochzufrieden und der Ingenieur nach einem freundlichen Abschied schon wieder auf dem Weg zum nächsten Termin.

 

Die Cappela Bianca ist eine Verkörperung der Idee von Architektur wie sie der Architekt Gerngross baut und plant und der Mensch Gerngross mit Leben füllt. In seiner architektonischen und künstlerischen, konzeptuell geprägten Praxis definiert er das Feld der Architektur im unmittelbaren Kontext zu bildender Kunst Musik und Literatur. Indem er jeweils die besten ihres Fachs einlädt daran mitzuwirken archistrierte er den Bau. Hierbei archistrierte er das Wechselverhältnis von Ästhetik und Ethik. Für ihn ist es der Mensch und seine Bedürfnisse und nicht die große Geste, die im Mittelpunkt der Planung steht. Er wählt bewusst die Form eines aus weißen Containern gefügten Baukörpers. Er würde den Menschen seiner Heimat das hinterlassen, was ihm neben seiner Familie das wichtigste war, eine Verkörperung all der Ideale und Vorstellungen, die er mit Architektur und im Weiteren mit Kultur verband. Es war eine Huldigung des Architekten und Archistrators an seine Heimat Kärnten. Auf der Rückfahrt zeigte er mir sehr bewusst Kösn wie man die offenen Heuspeicher im Gailtal nannte. Es sind rechteckige, scheunenartige Holzbauten die zu allen Seiten offen sind mit Sattel- oder Walmdächern. Diese Gebäude gehören zum typischen Charakter der Kulturlandschaft des Gailtales. Diese Kösn hatten einen erheblichen Einfluss auf sein architektonisches Denken, das sich in der Capella Bianca in einer vergleichbaren Leichtbauweise widerspiegelt und führt diese Tradition fort.

 

Wir machten uns auf den Rückweg und fuhren durch das Gailtal gen Salzburg. Auf der Rückfahrt sprach er von dem dritten Bauprojekt in Callabrien den „Terrazza del Mondo“ einem Bauprojekt, das er mir gerne auf einer zukünftigen Reise zeigen würde. Was war es nur, was diese Reise von so vielen Reisen mit meinen Eltern unterschied. Unabhängig von der gelösten, zuweilen sehr amüsanten Atmosphäre ohne jede Spannung oder Irritation war es das genuine Interesse an denselben Themen oder wie es ein anderer bereits verstorbener Freund, Rainer Baginski, einmal ausdrückte, die „gemeinsame Ambition“. Was war aber die gemeinsame Ambition, die ja auch unser Gastgeber Franz Xaver eingefordert hatte. Es war die Weitergabe von Erfahrungen und Informationen. Es ging Heidulf darum sich als Mensch und als Architekt auszudrücken. Die Größe und das genuine Interesse mich in seinen gedanklichen Kosmos einzuführen beschämte mich. Unsere gemeinsame Ambition war eine Biographie zu schreiben, die anlässlich seines 75. Geburtstages erscheinen würde. Zurück in Linz auf der Eleonore kochte Heidulf die berühmte Rindssuppe und wir verbrachten einen weiteren geselligen Abend mit den Donauten. Das was Franz Xaver uns ermöglicht hatte war weit mehr als er wusste. Wir hatten das nachgeholt, was ich mir immer gewünscht hatte, eine Reise mit einem Vater als Freund, den ich niemals gehabt hatte. Die Realität ist perfekt!